Sonntag, 30. September 2012

Verschnaufpause

Ich bin in letzter Zeit nicht zum Bloggen gekommen und bin selbst ein bisschen traurig darüber.
Die letzten 3 Monate habe ich ein längeres Praktikum in einer anderen Stadt gemacht und war abends meist zu erschossen, um noch im Internet zu surfen. Darunter hat nicht nur mein Internet- und Privatleben gelitten, sondern auch meine Ernährung. Ich trau mich gar nicht auf die Wage zu gehen, aus Angst davor zu sehen wie viel ich zugenommen habe. 

Da sag noch mal einer Veganismus mache rank, schlank und gesund.... 
Ich mutiere, wenn ich im Arbeits-, Uni- und Privatstress bin, immer wieder zum Kartoffelchipsveganer. 
Außerdem verfluche ich Kamps für diese verdammten Apfeltaschen. Seit ich gelesen habe, dass da nichts tierisches drin ist, stopf ich mir die Teilchen immer unbedacht ins Gesicht obwohl die Dinger in Zucker ertränkt sind. Meine guten Vorsätze haben jedenfalls nicht lange angehalten und obwohl das Fitnessstudio jeden Monat von meinem Konto abbucht war ich schon ewig nicht dort... Ich hab viel aufzuarbeiten.

Das Praktikum war eine interessante aber auch anstrengende neue Erfahrung für mich. Ich bin jetzt seit über einem Jahr vegan und mache eigentlich nie einen Hehl daraus. Aber während des Praktikums fiel es mir meist schwer darüber zu reden. Natürlich ist den Klienten und den Mitarbeitern aufgefallen, dass ich viele Lebensmittel ablehne oder nicht esse. Aber auf Fragen habe ich dann fast immer ausweichend reagiert. Mir war es schlichtweg unangenehm darauf ehrlich zu antworten. 

Ich glaube das Problem lag darin, dass ich mit suchtkranken und sozialbenachteiligten Menschen gearbeitet habe. Ich finde es wahnsinnig schwierig z.B. einem Obdachlosen, der sich täglich um die Beschaffung von Nahrung sorgen muss, zu verklickern, dass ich kleines Wohlstandskind es mir leisten kann auf ganze Lebensmittelgruppen zu verzichten. Manchmal finde ich ist es einfach Luxus in der Lage zu sein, sich aussuchen zu können was man isst oder nicht isst. Ich hab mich regelrecht geschämt und wollte angesichts dessen auch niemanden auf die Nase binden, dass ich keine Tierprodukte esse. Kam mir aber dabei gleichzeitig sehr unehrlich vor, da ich im Grunde genommen nicht zu meinen Idealen und Vorstellungen gestanden habe.

In der Vergangenheit habe ich manchmal auf die Frage, warum ich mein Essen lieber ohne Butter, Käse, Eier, Milch oder Fleisch hätte oft ausweichend geantwortet oder mir Ausreden einfallen lassen, wie etwa "Ich habe eine Lebensmittelallergie". Manchmal war ich mir einfach zu bequem für eien ehrliche Antwort. 

Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen ehrlicher mit dem Thema umzugehen und die Karten offen auf den Tisch zu legen.

Mittwoch, 19. September 2012

Naivité


Du landest hier und gleich gehört dir alles.
Das Land ist für dich frei und nur noch Holz.
Doch jeder Stein und Baum und jedes Wesen
hat sein Leben, seine Seele, seinen Stolz.

Für dich sind echte Menschen nur die Menschen,
die so denken und so aussehn wie du.
Doch folge nur den Spuren eines Fremden,
dann verstehst du, und du lernst noch was dazu.

[...]

Komm', renn' mit mir im Schattenlicht der Wälder; Probier' die süßen Beeren dieser Welt.
Komm', wälze dich in ihrer reichen Vielfalt
und du merkst, dass im Leben dir nichts fehlt.

[...]
Wie weit wachsen Bäume hinauf?
Doch wenn du sie fällst, kriegst du's nie heraus.
Und vergessen sind die Wölfe und der Silbermond und dass wir alle ebenbürtig sind.

Wir müssen singen wie die Stimme in den Bergen,
müssen malen wie das Farbenspiel des Winds...


Komisch. 
Manchmal hat man sogar noch nach langer Zeit solche kleinen "Aha"-Erlebnisse. 
Disneylieder, so naiv und kindisch das jetzt auch sein mag, haben mich lange durch die Kindheit begleitet und auch heute höre ich gerne ab und an mal hin, weil diese heile, fikive Zeichentrickwelt mich tröstet und es schön ist ab und zu auch noch mal Kind sein zu dürfen. Was soll ich sagen, die Melodien sind eben zeitlos und die Geschichten sind schön.  
Vor kurzem hat es bei diesem speziellen Lied plötzlich bei mir "klick" gemacht. Auf einmal habe ich gemerkt, was mir der Text sagen will, was der Song bedeutet. Vielleicht habe ich es auch schon als Kind gewusst. Für Kinder ist es vielleicht selbstverständlich, dass man anderen Lebewesen kein Leid zufügen darf und dass wir alle, Menschen, Tiere, gleich und ebenbürtig sind. Die kindliche Naivität liegt nicht darin, das zu glauben, sondern darin, zu glauben, dass auch der Rest der Welt so denkt.