Montag, 28. Mai 2012

Zoobesuch = Pflichtveranstaltung

Meine kleine Schwester geht in die 7. Klasse und diesen Sommer stehen wie an jeder Schule natürlich auch einige Ausflüge und Freizeitveranstaltungen an.
Vor ein paar Tagen gab es in ihrer Klasse eine Diskussion darüber, was genau für den nächsten Schulausflug geplant werden soll. Die Klassenlehrerin schlug einen Zoobesuch vor. Meine Schwester liebt Tiere sehr und obwohl sie und ich oft nicht einer Meinung sind, findet auch sie, dass Zoos die reinste Tierquälerei sind.

Meine Schwester sagte also, sie finde einen Zoobesuch doof, ihr würde es keinen Spaß machen auf engstem Raum eingesperrte Tiere anzusehen, die den ganzen Tag von kreischenden Kindern begafft werden. Ein Junge in ihrer Klasse meinte darauf hin, man würde den Tieren ja auch einen gefallen damit tun. Schließlich gäbe es manche Tierarten gar nicht mehr, wenn man sie nicht in Zoos halten würde. Meine Schwester erwiderte darauf, er solle sich lieber mal Gedanken machen, warum so viele Tiere vom Aussterben bedroht sind. Nämlich wegen der Menschen.
Ich finde eine solche Antwort für ihr Alter sehr reflektiert und erwachsen.

Ihre Lehrerin sieht das scheinbar anders. Sie hat meine Schwester zusammengestaucht, sie solle einen besseren Vorschlag machen, wenn ihr der Zoobesuch nicht passen würde. Daraufhin schlug sie vor ein Picknick zu machen, Schwimmen zu gehen und es gab noch weitere Vorschläge, die dann allesamt von der Lehrerin abgesägt wurden, die darauf beharrte, sie wolle trotz alledem lieber in den Zoo.

 
Für mich sieht es so aus, als wolle die Lehrerin am liebsten in den Zoo, weil die Kinder da am einfachsten zu beaufsichtigen und das ganze so leicht zu organisieren ist. Mich ärgert nur so wahnsinnig, dass sie die Vorschläge und vorallem die Einwände der Kinder was den Ausflug betrifft so gar nicht ernst nimmt. Schließlich haben die Kinder ja wohl ein Recht zu entscheiden, was sie an dem Tag machen wollen. Wenn es nicht so wäre, bräuchte man diese Diskussion im Klassenverband ja wohl gar nicht erst führen.
Das man kritisches Denken bei Kindern so unterbindet und sie auch noch anmeckert, wenn sie sich kritisch äußern, ist eine himmelschreiende Ungerichtigkeit.

Meine Schwester sagt sie will nochmal mit ihrer Lehrerin reden aber ihr ist es natürlich auch unangenehm mit der Sache so aufzufallen. Sie ist 13 und natürlich sehr um ihren Ruf besorgt. Sie macht sich immer viele Gedanken darüber, wie andere von ihr denken und möchte nicht hervorstechen. Ich habe ihr angeboten ein paar Infomaterialen zum Thema Tierhaltung im Zoo auszudrucken, die sie ihrer Klasse oder ihrer Lehrerin zeigen könnte. Das möchte sie aber nicht.

Ich weiß nicht recht wie ich ihr in der Sache unter die Arme greifen kann. Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass sie aus Angst vor ihrer Lehrerin klein beigibt, aber wenn ich oder unsere Mutter sich bei ihrer Lehrerin oder der Rektorin beschweren, wäre das meiner Schwester sicherlich wahnsinnig unangenehm. Habt ihr eine Idee, was man da noch machen könnte?

Bei dem Zoobesuch handelt es sich um einen Schulausflug, an dem unentschuldigtes Fehlen nicht erlaubt ist. Selbst wenn meine kleine Schwester also nicht mit in den Zoo möchte, müsste sie trotzdem mit, da es eine Pflichtveranstaltung ist. Sie für den Tag krankschreiben zu lassen ist finde ich keine ausreichende Lösung für das Problem...

9 Kommentare:

  1. Ich finde das beeindruckend, dass deine Schwester da so ihre Meinung vertritt! Was wollen denn die anderen Kinder? Kann man da nicht demokratisch abstimmen lassen? Sorry, falls das eine blöde Frage war, ich bin schon länger aus der Schule raus :-)

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    1. Als ich sie fragte, meinte sie, dass nur ihre Freundin und ein paar der Mädchen das mit dem Zoo so sehen würden wie sie. Die übrigen Kindern ist es allem Anschein nach egal. Am liebsten würden die anderen wohl aber Schwimmen gehen, nur ist der Lehrerin dabei die Aufsicht zu mühsam, da ja beim Schwimmen auch immer mal was passieren könnte. Nur glaube ich, dass das bei 13-14 Jährigen nicht mehr ganz der Fall ist, die sind ja für ihr Alter recht erwachsen und ersaufen sich nicht gegenseitig...

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  2. das ist echt schwierig - eigentlich seid ihr im recht, aber das auch durchzusetzen kann unangenehm sein. wenn mir sowas heute passieren würde, würde ich mir denken "jetzt erst recht" und auf allen ebenen kämpfen, aber ich glaub als schülerin hätte ich klein beigegeben. es braucht mut, sich durchzusetzen, und man muss vielleicht nachteile in kauf nehmen (schlägt vielleicht auf die schulnote durch), da muss man genau überlegen ob man dafür bereit ist.
    wäre vielleicht ein tierpark in der nähe? das wäre vielleicht nicht ganz so arg schlimm. beim schwimmen braucht man glaub ich immer ne 2. aufsichtsperson, deswegen sind wir an wandertagen nie ins schwimmbad.

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  3. Hmm...ist natürlich schwierig das so zu betrachten, dass es für deine Schwester auch angenehm wird. Aber prinzipiell wird niemand etwas machen können, wenn die Eltern hinter dem Kind stehen, das nicht in den Zoo will. Schulen bedienen sich hier zwar immer wieder irgendwelchen "Regeln" und Scheingesetzen, aber ein Ausflug ohne Lernziel lässt sich nicht über die Schulpflicht rechtfertigen, genauso wenig der soziale Aspekt, wenn dabei derart gegen ethisch fundierte Ansichten verstoßen wird. Wenn sich die Eltern einschalten sollten, lenkt die Schule ohnehin spätestens dann ein, wenn ein Wort wie "Anwalt" fällt...
    Dass das alles keine zufriedenstellende Lösung darstellt, ist natürlich klar. Aber wenn hier jemand wüsste, wie man auf die Schnelle anderen menschen klarmachen kann, dass Tierhaltung/Fleischkonsum/uvm. nicht richtig sind, hätten wir alle ein großes Problem weniger ^^
    Gibt es denn keine Botanischen Gärten oder ähnliche Parks mit Baumschulen? Das hätte dann immerhin auch einen Lehrwert.

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  4. Das ist wahrscheinlich auch noch günstiger, den Imker kann man dann wohl noch eher verschmerzen, als den oben genannten Tierpark... ;)

    http://www.botanischergarten.uni-duesseldorf.de/d_grklz/a_fuehrungen

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    1. Danke für den Hinweis, ich kann es meiner Schwester mal vorschlagen, aber ich seh sie jetzt schon mit den Augen Rollen, wenn ich ihr mit dem botanischen Garten komm. (Teenager halt...)

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    2. Klar, dem Zoo als Notlösung aber dennoch vorgezogen^^
      Ich frag mich ohnehin, was sich Lehrer dabei denken mit Teenagern solch sinnfreie Ausflüge zu machen..das war zu meiner Zeit schon total ätzend.

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  5. Die Dame scheint ja schon so von ihrem eigenen Vorschlag überzeugt zu sein, dass alle weiteren Versuche, den Plan zu ändern, bestimmt zu großem Missmut bei der Lehrerin führen würden.
    Dass man ihr Informationsmaterial zum Zoo zukommen lässt, wäre natürlich eigentlich ganz nett gewesen, und es ist irgendwie seltsam, dass sie so etwas ablehnt; aber wie wäre es denn anders herum: die Kinder, die es interessiert, könnten der Lehrerin nach dem Zoobesuch sagen, dass sie mehr Informationen zu bestimmten Tieren haben möchten. Zum Beispiel, wie viele Kilometer ein Elefant in freier Wildbahn durchschnittlich am Tag zurücklegt.

    Das ist zwar keine Lösung dafür, dass Deine Schwester mit in den Zoo muss... aber es könnte interessant werden. Und einen Ausflug in den Tierpark veranstalten, den Kindern aber nichts über Tiere erzählen wollen... das ginge nun wirklich nicht.

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  6. Hallo,
    bin hier irgendwie gestrandet, leider bin ich anscheinend zu spät
    meinen Senf noch dazu zu geben ;D, ...haben ja schon July...
    Hm, ist nie zu spät, oder? ...hehehe...
    Wie ist es denn ausgegangen?
    Seltsame Lehrerin, eine motivierte Lehrerin wäre auf die Vorschläge der Kinder eingegangen oder hätte eine Alternative gemeinsam mit denen gesucht.

    "Kleiner" Ausflugstipp von mir > EKO-Haus: "http://www.centertv.de/mediathek/ausflugstipp_ekohaus/" und danach Picknick am Rhein (das hätte ich als Teeny toll gefunden :D) und "http://www.eko-haus.de/"

    Ich finde es toll, daß deine Schwester ihre Meinung gesagt hat.

    Alles Liebe und Gute,
    Mel

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