Die Tage habe ich mit einem Freund über das Spiel, das ich
gerade so nebenher zocke, geredet. Es ging um Fallout 3, ein Rollenspiel, das
in einer alternativen Zukunft in der atomaren Postapokalypse spielt. Das
Setting ist ziemlich charmant, hat ein bisschen was 50er Jahre mäßiges und ist
gleichzeitig futuristisch. Außerdem sind die Dialoge und Dialogoptionen toll.
Kurz und knapp: Es ist einfach ein gutes Spiel.
(Wer mal einen Eindruck davon
bekommen mag, der möge hier klicken)
Nur erzählte ich meinem Kumpel gerade so davon, was man alles so in Fallout mit seinem Charakter aufsammeln und machen kann. Statt mit Geld wird mit Nuka Cola Kronkorken bezahlt und weil ja die komplette Landschaft nuklear verseucht ist, wird man mit jedem Schluck schmutzigem Wasser, den man trinkt, und jedem Happen Essen ein bisschen radioaktiv verstrahlt.
Zu Essen gibt’s in dem Spiel
Nachkriegsrationen aka Dosenfutter und Instantzeug zu finden. Wenn man
allerdings die Monster, die in der Landschaft lauern, tötet, kann man auch
deren Fleisch verputzen. Ab und zu stolpert man über gegrillten Leguan oder
Eichhörnchen am Stiel und kann damit seine Gesundheit auffrischen. Schlafen,
Essen und Trinken sind in dem Spiel nötig um seine HP aufzufüllen.
Nun meinte mein Kumpel so im Spaß aber zu mir: Kannst du das mit dir denn vereinbaren? Deinen Charakter so einfach Wildhundfleisch oder Eichhörchen-Eintopf futtern zu lassen?
Die Frage ist natürlich absurd.
Ich habe ingame ja auch keine moralischen Bedenken irgendwelchen Menschen mit ner Schrotflinte das Gesicht wegzujagen. In Videospielen macht man häufig Sachen, die man im richtigen Leben selbstverständlich nie machen würde. Nur weil ich gerne Assassin’s Creed spiele heißt das nicht, dass ich gerne Meuchelmörder wäre und obwohl mir Battlefield und Halo Spaß machen, mag ich im echten Leben natürlich lieber nicht Krieg spielen.
Genauso wenig würde ich im echten
Leben das Fleisch einer nuklearverseuchten,
tollwütigen, zweiköpfigen Mutantenkuh verputzen, nachdem ich diese
zerlegt habe.
(Solche gibt’s in Fallout 3
übrigens, sie heißen Brahmin. Tötet man eins erhält man Brahmin Steak.
Schon
krass, was?)
Normalerweise denke ich mir also
nichts bei sowas. Ich finde es ist nix verkehrt daran solange es eben im Rahmen
des fiktiven/virtuellen bleibt. Trotzdem, seit ich vegan lebe hat sich meine
Sicht auf manche Dinge ziemlich verändert. Ich muss zwar nicht immer und
überall jedem auf die Nase binden, was ich denke – zum Glück – aber manchmal,
wenn ich z.B. durch die Stadt gehe und ich sehe eine Mutter, die mit ihren
Kindern zu McDoof geht oder beobachte ein Kleinkind, dass an einer Eishörnchen
schleckt, dann gehen bei mir im Kopf die Alarmglocken an. Aus meiner
Perspektive sehe ich dann (jetzt etwas provokativ formuliert) kleine Kinder die Tierleichen essen und sich ne
hübsche Sorte Krebs züchten. Das klingt vielleicht extrem (Danke, China Study,
so wollte ich immer werden….) aber ich kann nicht verhindern, dass meine
Gedanken dahin abschweifen.
Letztens habe ich Anno 2070
angespielt. Die Anno Spiele kennt sicher jeder, ist eben ne
Wirtschaftssimulation für PC. Nur spielt das neue Anno (inzwischen schon gar
nicht mehr so neu aber naja) in der Zukunft (wie der Name schon sagt, im Jahr
2070).
Im Spiel gibt es drei
verschiedene Parteien die Ecos, Tycoons and Techs. Die Ecos sind sozusagen die
Ökos des Spiels, sie setzen auf erneuerbare Energien, versuchen die Umwelt
nicht zu zerstören und sind sowas wie „die Guten“. Die Techs leben Unterwasser,
das sieht ziemlich cool aus, hab ich aber selbst noch nicht ausprobiert. Die Tycoons sind sozusagen die
Industriefraktion. Als Tycoon baut man im Spiel Kohle – und Atomkraftwerke und
verpestet ein bisschen die Umwelt. Außerdem muss man als Tycoon zur Versorgung
seiner Population Fleisch in Massen produzieren.
Ich frage mich, ob ich ein Klischeeveganer bin, wenn ich selbst in der virtuellen Welt am liebsten immer die Ecos spielen würde. Diese sind zu meinem Missvergnügen übrigens nicht Vegetarier oder gar Veganer sonder Pescetarier. Man muss als Eco also Fische fangen. Die Techs machen‘s richtig, die essen Algen.
Naja, wie dem auch sei. Was mich
an Anno 2070 so schockiert hat war die Darstellung. Man muss richtige
Massenvernichtungsanlagen für Schweine bauen. Normalerweise hab ich wie gesagt
kein Problem mit Gewalt in Spielen, aber das fand ich echt zu krass. Vielleicht
weil es gar nicht so weit weg von der Realität ist. Die Anlagen sehen ein
bisschen so aus wie das was ich aus Videos von Schlachthöfen wie denen von
Tönnies kenne.
(Zu Anno 2070 empfehle ich den YOU FM Game Check – ironisch, aber
mit ingame video von z.B. den Feischfabriken)
Etwas ernster fühlt man sich da
bei Spielen wie z.B. Sims genommen. Die Sims-Spiele haben sich ziemlich
weiterentwickelt in den letzten Jahren. Bekanntlich geht es in Sims um eine
Lebenssimulation. Man sorgt sich um die Bedürfnisse, Wünsche, Ziele und
Lebensträume seiner Sims. Zu Beginn des Spiels kann man Eigenschaften,
Vorlieben und Merkmale seines Sims einstellen. Da geht inzwischen so einiges.
Zum Beispiel kann man gleich im Vorfeld festlegen, dass der erstellte Sim
Vegetarier ist.
Vegetarische Sims leben länger,
sie können sich mit anderen Sims über Vegetarismus unterhalten (haben also eine
zusätzliche Gesprächsoption im Vergleich zu anderen Sims) und können, wenn sie
ihre Kochfähigkeiten ausbauen, vegetarische Alternativen zu Fleischgerichten
erlernen. Vegetarische Sims können z.B. Tofuhotdogs und Veggieburger zubereiten
oder Spaghetti mit Gemüsesoße statt Bolognese.
Sims nimmt das Thema Vegetarismus vielleicht sogar ein bisschen ernster als Anno.
Essen
vegetarische Sims Fleisch ODER Fisch hat das für sie und ihre Stimmung negative
Konsequenzen. Ihnen wird dann übel, manchmal müssen sie sich dann übergeben.
Es mag zwar für viele banal
sein, aber ich finde es ganz gut, dass sich Themen wie Vegetarismus und
Umweltschutz langsam aber sicher auch in die Videospielkultur einschleichen.
Ein bisschen komisch finde ich jedoch, dass die Spielfigur, wenn man im Menü
auf „Vegetarisch“ klickt erst mal in eine rohe Aubergine beißt. Aber okay.
(Ich muss gestehen, ein Standart-Sim
bei mir hat übrigens grundsätzlich die Eigenschaften vegetarisch, guter Koch,
grüner Daumen und umweltbewusst oder naturliebend. Ganz lustig bei
umweltbewussten Sims ist, dass sie schlechte Laune bekommen, wenn sie mit dem
Auto statt dem Fahrrad fahren und gute Laune, wenn sie irgendetwas recyceln…)
Vielleicht haben ein paar von
euch ja damals den Aufschrei mitbekommen, aber als letztes Jahr im Winter
Battlefield 3 veröffentlicht wurde, gab es eine kleine große Kontroverse im
Netz und sonstigen Medien und zwar darüber, dass man im Spiel an einem Punkt
der Hauptkampagne eine Ratte töten muss. Peta hat daraufhin zu bedenken
gegeben, dass auch Gewalt an virtuellen Tieren eben Gewalt sei. Bei den meisten
Videospielern, die ich kenne, kam die ganze Debatte irgendwie nicht so richtig,
wenn überhaupt nur als Witz an. Schließlich knallt man in dem Spiel ja neben
der Ratte auch noch ein paar hundert Menschen ab.
Petas Bedenken, solche Videospiele könnte beim
Zielpublikum zur Verrohung oder möglicherweise zu Gewalttaten an echten Tieren
führen, halte ich für total lächerlich. Aber das ist nur meine Meinung. Ich
glaube der jeweilige Standtpunkt hängt auch damit zusammen, wo man in der
allgemeinen „Killerspiel“ und Amokläuferdebatte positioniert ist.
(Hier das Statement von Peta. Ich
fühl mich durch den Bericht übrigens ein bisschen auf den Schlips getreten,
werde ja schließlich als weibliche Videospielerin gleich schon mal als
Zielpublikum ausgeklammert.)
Als zugegeben nicht gerade ernst
gemeinte Reaktion darauf ist übrigens ein ganz witziges Let’s Play Video
entstanden. Wer mag kann es sich ja mal ansehen. Die Idee war einmal ein
Videospiel komplett vegan durchzuspielen. Wer also mal sehen mag wie Skyrim
ohne Lederrüstung, Heiltränke mit tierischen Produkten und Mord an Tieren
funktioniert, kann es sich hier auf youtube mal anschauen : klick mich!
In diesem Sinne (?)
Hasenfuß