Sonntag, 6. Juli 2014

reading green





Manchem ist das Broadway Mucial "Wicked - Die Hexen von Oz" vielleicht ein Begriff. Ich bin ein großer Musicalfan und habe mir dieses speziell insgesamt vier mal angesehen. Da mich die Musik, die Charaktere und die Geschichte so verzaubert haben, habe ich natürlich zur Buchvorlage gegriffen, ganz gierig auf mehr von Oz. Die Story der Bösen Hexe des Westens stellt eine Art Twist zum Originalmärchen "Der Zauberer von Oz" von L. Frank Baum dar, indem nicht die kleine Dorothy sondern ihre Gegenspielerin, die böse Hexe, den Hauptpart spielt.

Gregory Maguire, der Autor der Wicked-Bücher (Wicked. The Life and Times of the Wicked Witch of the West, Son of a Witch, A Lion among Men und Out of Oz), erforscht in seinem Werk unterschiedliche Themen und Motive, baut zwar auf einer Märchenwelt auf, gestaltet diese aber realistisch und düsterer als man zunächst vermutet. Oz wird nicht etwa als magisches Land irgendwo hinterm Regenbogen dargestellt, sondern als totalitäres Regime, angeführt durch den großen Zauberer, geprägt durch gesellschaftliche, politische und religiöse Konflikte. 



Ich habe jedes der vier Bücher regelrecht verschlungen und mich oft gefragt was Maguire wohl für ein Mensch ist. Im Gegensatz zu anderen Autoren steht er wenig im Rampenlicht. Ich weiß nicht viel über ihn, nur dass er mit seinen drei Kindern und seinem Partner irgendwo in der Nähe von Boston lebt. Ich hab es nie geschafft heraus zu finden, ob er vielleicht selbst Vegetarier oder Veganer ist oder sich privat für Tierrechte engagiert, obwohl ich es anhand seiner Bücher eigentlich immer vermutet habe. Egal wie er selbst dazu steht, einige der Passagen aus der Wicked-Reihe sprechen irgendwie zu mir. 




Ehe die Protagonistin Elphaba durch üble Nachrede, politische Intrigen und einige unglückliche Fügungen als böse Hexe des Westens bekannt wird, setzt sie sich für die Rechte der Schwächeren ein und kämpft für Gleichberechtigung in der Gesellschaft von Oz, in der Tiere und Menschen zunächst friedlich zusammen leben. Tiere, die in Oz genau wie Menschen sprechen können, Berufen nachgehen und ursprünglich auch Rechte haben, werden im Laufe der Geschichte zum Opfer der bösen Herrschaft des Zauberer und mehr und mehr geächtet. Ihnen wird schließlich der Mund verboten und sie werden versklavt. Elphaba setzt sich als Tierrechtlerin radikal, fast terroristisch, gegen diese Bewegung ein, scheitert aber letztlich. 


Das Ganze ist natürlich nicht direkt mit Tierrechten im eigentlichen Sinne gleichzusetzen, da die Tiere in Oz sehr vermenschlicht dargestellt werden, jedoch lassen einige Passagen mehr Einsicht als ich ursprünglich vermutet hatte durchblicken. In einem Gespräch mit einer Kuh klagt diese Elphaba völlig resigniert ihr Leid:  



"Haven't you ever heard of a mad Cow?" she answered. "Sweetheart, my udder is sore from their daily yanking. I am tapped for milk morning and night. I won't even go into what it's like to be mounted by a - well, just never mind. But worst, my children have been fattened on milk and slaightered for veal. I could hear their cries from the abattoir, they didn't even bpther to move me out of hearing range." 
[...] 
"This is an excercise in your education, not ours. Mark my words, my rump'll be served up rare on your finest Dixxi House porcelain dinner plates before the year is out." She mooed a last remark - "I hope you choke" - and, tail swishing the flies, she meandered away.  
(Wicked. The Life and Times of the Wicked Witch of the West. Seite 384ff.)

Neben solchen Passagen wird auch ansonsten bei einigen der Charakteren (Elphaba, dem feigen Löwen, Elphabas Enkelin) immer wieder deutlich, dass sie das Töten und Essen von Tieren ablehnen, vor allem aufgrund der Ungewissheit darüber, ob das zu verspeisende Tier letztlich ein Bewusstsein hatte oder nicht. 



Letztendlich sind die schrecklichen Dinge, die in den Büchern beschrieben werden, doch recht gut auf unsere Realität zu übertragen. Obwohl die Serie in einer magischen Fantasiewelt spielt, finden sich viele Parallelen zu unserer. Die Botschaft der Bücher mag für jeden anders sein, an eine Interpretation will ich mich gar nicht heran wagen, dazu sind die Charaktere und Handlungsstränge meiner Meinung nach zu komplex. Aber die Passage mit der sprechenden Kuh hat damals als ich sie gelesen habe großen Eindruck auf mich gemacht. Kurz nachdem ich dieses Buch gelesen habe, habe ich mich entschlossen vegan zu lebe und zu einem gewissen Teil möchte ich es daher auch dafür verantwortlich machen.  


So toll das Musical auch ist, in Sachen Gravitas, Ton und Inhalt weicht es schwer von den Büchern ab. 
 
(Am meisten ärgert mich wie verzerrt Glindas und Elphabas Verhältnis im Musical dargestellt wurde, da ich im Buch immer den Eindruck hatte, die beiden wären verliebt in einander und in Wahrheit mehr als Freunde. Aber vielleicht ist mir das auch nur wichtig, weil ich ein wenig obsessiv bin, was meine Lieblingspaare in fiktiven Werken angeht <3)

Ich möchte jedem, der sich für düstere Märchen, Fantasy und clevere Bücher interessiert, die Wicked-Reihe empfehlen. Ich persönlich habe viel aus den Büchern mitgenommen und zähle sie nicht grundlos zu meinen Lieblingsromanen.  

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