Montag, 9. April 2012

Wie ich die Welt sehe

Letztens saß ich mit einem Bekannten, den ich lange nicht gesehen habe, in einer Bar zusammen und wir haben uns darüber unterhalten, dass ich ja jetzt seit einer Weile ohne Tierprodukte lebe.
Irgendwann hat er mich dann gefragt:

"Und wie siehst du das so, wenn andere um dich herum Fleisch essen?
Wie findest du das?" 

Da war ich erstmal ratlos. 
Ich bin es inzwischen gewohnt, anderen Leuten zu sagen, was meine Beweggründe sind aber danach hat er nicht gefragt. Er wollte nicht wissen warum ich mich ernähre, wie ich mich ernähre, sondern was ich davon halte, wie andere sich ernähren. So richtig nach einer Meinung zum Thema "fleischessende Menschen" wurde ich bisher eigentlich noch nie gefragt. Vermutlich, weil die meisten sowieso von vornherein davon ausgehen, dass ich sie und ihr Verhalten verurteile. 



("The Meat Eaters" von Michael Schulbaum

Die Sache ist die: Ich finde Fleisch Essen natürlich grausam und in gewisser Weise ignorant. Andererseits kenne ich ja meine Freunde und weiß, dass sie weder das eine noch das andere sind oder sein wollen. Das sind gute, großherzige Menschen, die jemanden der auf der Straße einen Hund tritt gehörig die Meinung sagen würden.

Aber manchmal sehe ich die Welt ein bisschen wie Sebastian. Als wären alle um mich herum wahnsinnig geworden. Dabei vergesse ich ab und an, dass ich ja lange genug selbst Tiere gegessen habe, ohne mich auch nur im Geringsten darum zu sorgen, woher diese kamen und wie sie gestorben sind. 

Trotzdem kann ich es mir manchmal nicht verkneifen, einfach wütend auf die ganze Welt und die Leute um mich herum zu sein. Ganz ehrlich, an manchen Tagen kann ich es mir nur knapp verkneifen den nächstbesten Pelzträger auf der Straße zu attackieren und ihm mein Moralverständnis in den Schlund zu stopfen. Aber niemand lässt sich gerne als wandelnder Tierfriedhof beschimpfen und erreichen kann man auf die Art sicherlich auch nur die wenigsten.

An anderen Tagen will ich Verständnis haben, vermitteln und mich erklären, damit die Leute klarsehen und ans Denken (oder vielmehr, Fühlen) kommen. Ich versuche mich in sie hinein bzw. zurück zu versetzen, wie es war bevor ich den Rattenschwanz an Schnitzel, Milch und Co. erkannt habe. 

Omnis sind ganz normale Leute. Auch ein Fleischer oder Metzger ist eine Person und sollte als diese behandelt und respektiert werden. Auch Jemand der Nerze züchtet und für Geld häutet ist irgendwann mal ein Mensch gewesen. Es ist nur so verdammt schwer, solchen Leuten nicht mit blankem Hass entgegen zu treten, wenn man sich das erbärmliche Dasein betrachtet, dass Millionen von Tieren da draußen jeden Tag führen müssen. 

Ihr seht, meine Ratlosigkeit hält an.
Wie seht ihr das? Was würdet ihr an meiner Stelle antworten? Sprich: Wie seht ihr die Welt um euch herum?

Hasenfuß 

7 Kommentare:

  1. Es löst oft einen tiefen Weltschmerz in mir aus, wenn ich darüber nachdenke, wie andere Menschen sich verhalten. Verlust von Werten und Moral, Bedeutungslosigkeit, Anonymität, Kaltherzigkeit - was auch immer. Es geht nicht nur ums Fleischessen.
    Ich muss ruhig bleiben, auch wenn ich manchmal schreien mag.
    Es ist nicht unsere Aufgabe die Welt zu ändern, wir können eine Veränderung anstoßen, aber geschehen muss sie von allein, aus jedem selbst heraus.
    "Man sollte dem Anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, damit er hineinschlüpfen kann, und nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen." (Max Frisch)

    Mir bleibt also kaum etwas anderes als zu akzeptieren und mich damit vielleicht auch mitschuldig zu machen.

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    1. Dieses Weltschmerzgefühl kenne ich auch sehr gut...gepaart mit Wut und gleichzeitiger Machtlosigkeit und so brennenden Fragen wie "Wie kann man nur nicht wissen wollen, was man da in sich hinein isst und woher es kommt?!". Aber dann sehe ich die Menschen nur anhand dieses Makels, obwohl sie viele tolle Eigenschaften haben. Manchmal denke ich sogar gar nicht darüber nach und kann inmitten von Steak essenden Menschen mit meinem Salat sitzen ganz ohne diese negativen Gefühle zu haben.

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    2. Das kenne ich auch, aber später habe ich dann ein schlechtes Gewissen, weil das ja im Grunde auch nur eine Form von Vedrängung ist. Wenn ich mit meinen Freunden beim Essen sitze und ausnahmsweise mal keine Gedanken mache und für den Moment vergesse, dass das eine Leiche auf ihren Tellern ist, habe ich danach das Gefühl ich würde mich nicht genug für die Sache einsetzen....

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  2. Mit Wut und Hass gehst du auf dauer kaputt, denn die Omnis sind in der Überzahl ..... noch :-) Ich halte es oft so wie als Ex-Raucher. Immer wenn sich einer eine ansteckt sage ich mir, gut das ich das nicht mehr brauche! Das ändert nichts und ist vielleicht auch feige, aber ich denke, man kann nur immer wieder zeigen und vorleben, das ein veganes Leben möglich ist. Sogar Lance Armstrong ist schon teilweise auf den Geschmack gekommen, wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben.

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  3. Ähm, die restliche Welt ist eben auch normal. Sie wissen es nicht besser. Genau wie ich vorher. Es ist schwer, dass es bei einem erstmal ankommt. Aber wenn, dann richtig. Und den Punkt hatten sie noch nicht. Sie sehen die Notwendigkeit noch nicht. Aber das kann noch werden. Jemand, der dann weiß, muss aber auch nicht verurteilt werden. Es ist seine Entscheidung. Sorry, aber wir können die Welt nicht retten. Es ist zu tief verwurzelt in der Gesellschaft.

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    1. Aber es wär irgendwie schön, wenn wir die Welt retten könnten! :)
      *seufz*

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  4. Ja, wenn man drüber nachdenkt, ist es sauschwer mit dem Verhalten der "anderen" klarzukommen. Manchmal denke ich, ich würde mich am liebsten nur noch mit Leuten anfreunden und Umgang pflegen, die keine Tiere essen.
    Aber wie Du selbst erwähnst, jeder war ja mal einer von der "anderen" Sorte.
    LEIDER kann man niemanden mit Argumenten überzeugen, es muß bei jedem sich die Erkenntnis aus dem eigenen Innern entwickeln, daß es absolut nicht geht, Tiere zu töten und aufzuessen. Den Zeitpunkt dafür können wir ihnen leider nicht vorschreiben....
    Solange muß die Menschheit weiter damit leben, daß sie sich Tag für Tag unermeßliche Schuld auflädt, für die sie wird bezahlen müssen.
    Liebe Grüße
    Iris

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