Freitag, 13. Januar 2012

Oxfam, PETA und ein Plüschschwein

Ich möchte euch jemanden vorstellen:


Das ist mein neuer Freund "Schwarte". Schwarte und ich, wir haben uns neulich bei Oxfam kennengelernt, wo ich ihn für 1,50 € gekauft habe.
Ich war ganz glücklich mit meinem Second-Hand-Schwein, denn
1. kann man nie genug Kuscheltiere habe und
2. finde ich Second Hand Schnäppchen super.

Ich versuche nicht immer alles neu zu kaufen - ihr wisst schon, wegen dieser Sache mit dem blinden Konsumieren und so. Annie Leonards "The Story of Stuff" liegt zwar seit Wochen ungelesen auf meinem Nachttisch aber zumindest den Film (diesen hier) hab ich gesehen.

Für mich muss nicht immer alles neu und frisch aus der Fabrik sein. Ich kaufe gerne Bücher aus zweiter Hand und spaziere gerne über Flohmärkte. Manchmal findet man regelrechte Schätze. Außerdem stell ich mir vor, dass das Zeug, das ich dort kaufe, eine lange und interessante Geschichte aufzuweisen hat. Wer weiß wo Schwarte schon überall gewesen ist? Was er so gesehen und erlebt hat, wem er wohl vorher gehört hat? 

Jedenfalls freue ich mich gerade über meinen Fund und bringe ihn stolz zur Kasse, da lachen mich hinter dem Tresen und der freundlichen Mitarbeiterin des Oxfam-Shops große Plakate von verzerrt grinsenden Eseln, Hühnern und Ziegen an. 


Das sieht ein bisschen gruselig aus und ich frage mich, was das wohl für eine Aktion sein mag. Zuhause recherchiere ich ein bisschen: 

Oxfam ist eine Hilfs- und Entwicklungsorganisation, die sich weltweit gegen Hunger, Armut und soziale Ungerechtigkeit einsetzt. Soweit so gut.
In den Secondhand-Läden verkaufen die hauptsächlich ehrenamtlichen Mitarbeiter gebrauchte Bücher, Kleidung, Schuhe, CDs, Haushaltswaren usw. Dabei handelt es sich um Spenden. Mit dem Erlös finanziert Oxfam Hilfsprojekte und Kampagnen. Klingt doch toll.    
Außerdem kann man bei Oxfam Ziegen, Schafe, Kälber, Brunnen, Latrinen und andere "Geschenke" kaufen, die als direkte Spende in Entwicklungsländer gehen. Mh : / schon irgendwie komisch oder?

Ich zerbrech mir ehrlich gesagt ganz schön den Kopf über die Sache. Einerseits klingt das nach nem tollen Konzept. Oft weiß man ja nicht was mit dem Geld, das man spendet passiert und ob die Organisationen sich nicht einfach selbst die Taschen damit vollstopfen. Heifer Internatioal ist ja auch für solche Tierspenden bekannt. Ich stell mir das natürlich auch nachhaltiger vor als eine Geldspende. So ne Ziege kann man schließlich auch melken und sie produziert Dünger. Aber ist das ethisch vertretbar? Und wie nachhaltig ist das ganze letztendlich? Wenns hart auf hart kommt wird die Ziege doch eh entweder verkauft oder geschlachtet.

Die Sache ist ja die, dass es gar kein Hungerproblem in Entwicklungsländern geben müsste, wenn in unserer Gesellschaft nicht das ganze Getreide an unser Schlacht-und Nutzvieh verfüttert würde. Ich glaub die Statistiken, die ich meine kennt eigentlich jeder inzwischen auswendig: 15000l Wasser und 16 kg Getreide kommen auf 1kg Fleisch.
Eigentlich müsste niemand auf der Welt verhungern. Eigentlich.
Das ändert doch aber nichts an der Tatsache, dass so manch eine Familie in Simbabwe mit ner Henne, die Eier legt, besser dran wäre als ohne, oder? 

Weil ich selbst so unschlüssig bin, was die Sache betrifft, hab ich mich mal nach Meinungen umgeschaut. Hab ich auch gefunden: Bei PETA.
Die sind, wie sollte es anders sein, dagegen. Und bringen auch gute Argumente. Die Idee sei einfach nicht nachhaltig und keine langfristige Lösung. Näheres nachlesen könnt ihr hier.
Das Ding ist das meine Einstellung zu PETA ein bisschen zwiegespalten. Klar, grundsätzlich kann ich vielen Aktionen zustimmen, nur oftmals handeln die Jungs von PETA in ihrem Enthusuasmus einfach ein bisschen widersprüchlich und überstürzt. Niemand lässt sich gerne anprangern und provozieren, aber genau das ist ja deren Masche. Es ist kein Wunder, dass auf extreme Aktionen auch oft extreme Reaktionen folgen. Ich denk mir immer: Schlechte Publicity ist auch Publicity. Solang sich was tut, kann ich damit leben, dass sich auch mal wer auf den Schlips getreten fühlt. Sie mögen ja viele Leute abschrecken, aber andererseits binden sie auch viele Leute ein und informieren auch.
Ich weiß nur nicht ob ich im Punkt Tierspenden so ganz mit ihnen konform gehen kann und will. 
Klar, Tierleid spielt auch eine Rolle in der Debatte. Nur komme ich mir vor, als würde ich das Wohl der Tiere über das Wohl der Menschen setzen, denen durch eine solche Spende vielleicht doch geholfen wäre.

Wie seht ihr das?
Hätte ich Schwarte lieber nicht kaufen sollen, weil ich dadurch eine Organisation unterstütze, die unter anderem Kälber (!) als "Geschenk" verschickt?
Wie steht ihr so zu Oxfam und PETA?

1 Kommentar:

  1. Hallo Hasenfuß. Bist du sicher, dass Oxfam Tiere verschickt? Denn so wie ich das Konzept verstehe, sind die Kälber o.ä. nur stellvertretend für den Bereich der Oxfam Arbeit, in den das Geld fließt.

    "EinZiegartig: Mit Ideen für Leute, die schon alles haben, hilfst du gleichzeitig denen, die so gut wie nichts besitzen. Statt Topflappen, Krawatten und peinlichen Kaffeetassen verschenkst du z.B. eine Ziege, eine Latrine oder ein Klassenzimmer. Natürlich werden diese Dinge nicht wirklich als Geschenk verpackt, sondern stehen für Oxfams Projekte und Kampagnen, in denen das Geld verwendet wird." (www.oxfamunverpackt.de)

    Es ist also nur eine Spende, der sozusagen ein Gesicht gegeben wird.

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